Warum ich mich für die Doula-Ausbildung entschieden habe –
Meine persönliche Reise

Elena Rohrpassen, Doula

Die Entscheidung, eine Doula-Ausbildung zu machen, kam für mich nicht über Nacht. Sie war das Ergebnis einer langen Reise, die geprägt war von meinen eigenen Erfahrungen als Mutter, den Herausforderungen, die ich durchleben musste, und meiner tiefen Leidenschaft, anderen Frauen und Familien in dieser bedeutenden Lebensphase zur Seite zu stehen.

Die erste Schwangerschaft – Ein ständiges Auf und Ab

Meine erste Schwangerschaft war alles andere als einfach. Mit der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes und einer Schilddrüsenunterfunktion war ich von Anfang an medizinisch stark überwacht. Doch das größte Hindernis kam kurz vor der Geburt: ein vorzeitiger Blasensprung. Mitten in der Nacht, alleine zu Hause, platzte die Fruchtblase, und ich wurde mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht. Es gab widersprüchliche Meinungen von den Ärzten: Eine sagte, das Kind würde noch in dieser Nacht kommen, während eine andere Ärztin meinte, sie wollten die Geburt so lange wie möglich hinauszögern, um dem Baby mehr Zeit zu geben. Diese Ungewissheit vergrößerte meine Ängste.

Mitten in der Nacht, alleine im Krankenhaus, begannen die Wehen – still und leise. Ich wollte niemanden „stören“ und fühlte mich nicht ernst genommen, als ich versuchte, meine Schmerzen zu beschreiben. Es wurde mir immer nur gesagt, ruhen sie sich aus, das CTG ist unauffällig. Also zweifelte ich an meinem Bauchgefühl.

Ich veratmete die Wehen über Stunden, zu unsicher, um die Schwester zu rufen. Erst vier Stunden später, als die Schmerzen stärker wurden, rief ich meinen Mann an. Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund bereits vollständig geöffnet, und die Presswehen begannen. Diese Stunden, in denen ich mich missverstanden und allein gelassen fühlte, haben mich tief geprägt und lange beschäftigt.

Die Geburt verlief schnell, doch die medizinische Betreuung ließ mich oft das Gefühl haben, nicht gehört oder verstanden zu werden. Besonders als Frühchenmama standen viele Ängste im Raum. Mein Baby war leicht untergewichtig und litt an leichter Gelbsucht. Das Stillen, etwas, das ich von Anfang an unbedingt wollte, wurde mir von den Ärzten regelrecht ausgeredet. Sie meinten, mein Kind sei zu schwach, zu klein und bräuchte dringend Fläschchennahrung. Doch ich fühlte, dass Stillen der richtige Weg für uns beide war.

Der Weg zum Stillen – Ein Kampf, den ich gewinnen wollte

Ich entschied mich, nicht aufzugeben. Ich kämpfte alleine, pumpte alle drei Stunden ab, um die Milchproduktion anzuregen, und stillte meinen Sohn trotz aller Hindernisse. Er war zu schwach, um effektiv zu saugen, also musste ich ihm zusätzlich über das Frühchenfläschchen die Muttermilch geben. Trotzdem hielt ich an meinem Wunsch fest, ihn so oft wie möglich an die Brust zu legen. Dieser Prozess war extrem herausfordernd und erschöpfend, doch die Bindung, die wir dadurch entwickelten, war unbezahlbar. Ich fühlte mich in meinem Entschluss bestärkt und stolz, dass ich diesen schwierigen Weg gegangen bin. Ich habe ihn letztendlich weit über das erste Jahr hinaus gestillt.

Die zweite Schwangerschaft – Ein geplanter Kaiserschnitt

Die Geburt meines zweiten Kindes im Jahr 2023 verlief völlig anders. Aufgrund einer Plazenta-Tieflage musste ein geplanter Kaiserschnitt durchgeführt werden. Diese Entscheidung war für mich schwer zu akzeptieren, da ich gehofft hatte, diesmal eine natürliche Geburt ohne Komplikationen erleben zu können. Doch auch diese Erfahrung zeigte mir eine neue Perspektive: Jede Geburt ist anders, jede Mutter hat ihre eigene Geschichte, und es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art, ein Kind zur Welt zu bringen.

Auch in dieser Schwangerschaft kämpfte ich erneut mit Schwangerschaftsdiabetes, was mir zeigte, dass es keine Garantie für eine reibungslose Schwangerschaft gibt, selbst wenn man alles „richtig“ macht. Die Mischung aus medizinischen Herausforderungen und den emotionalen Höhen und Tiefen hat mich dazu gebracht, das Thema Schwangerschaft, Geburt und die Rolle der Mutter in dieser Zeit immer intensiver zu durchdenken.

Warum ich Doula werden möchte

Diese persönlichen Erlebnisse haben mir eines ganz deutlich gemacht: Schwangere Frauen und frischgebackene Mütter brauchen mehr als nur medizinische Versorgung. Sie brauchen emotionale Unterstützung, Verständnis und das Gefühl, ernst genommen zu werden. Ich habe selbst erlebt, wie es ist, sich allein und missverstanden zu fühlen, besonders in so sensiblen und verletzlichen Momenten wie der Geburt und den ersten Tagen mit einem Neugeborenen.

Deshalb habe ich mich für die Doula-Ausbildung entschieden. Eine Doula ist genau das – eine einfühlsame Begleiterin, die der Frau und ihrer Familie während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett zur Seite steht. Sie hört zu, stärkt die Mutter und hilft ihr, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich möchte Frauen dabei unterstützen, ihre Geburtserfahrungen als positiv und bestärkend zu erleben, unabhängig von den äußeren Umständen.

Meine Motivation – Frauen bestärken, ihre Kraft zu erkennen

Durch meine eigene Reise habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dass Frauen in ihrer eigenen Stärke gesehen und gefördert werden. Jede Frau sollte die Möglichkeit haben, eine Geburtserfahrung zu machen, die ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht. Ob natürlicher Geburtsverlauf, Kaiserschnitt oder die Entscheidung, zu stillen – jede Mutter sollte sich sicher und unterstützt fühlen.

Meine Erfahrungen als Frühchenmama haben mir gezeigt, dass es oft die inneren Überzeugungen sind, die uns durch schwierige Phasen tragen. Das Stillen, obwohl es mir so oft ausgeredet wurde, war für mich und meinen Sohn die beste Entscheidung. Dieses Durchhaltevermögen und die Entschlossenheit, meinen eigenen Weg zu gehen, möchte ich anderen Frauen weitergeben.

Wissen weitergeben und Unterstützung bieten

Neben meiner eigenen Leidenschaft für das Stillen und die enge Bindung zwischen Mutter und Kind, fasziniert mich auch der ganze Prozess der Geburt – in all seinen Facetten. Die Doula-Ausbildung ermöglicht es mir, mein Wissen zu vertiefen und gleichzeitig Frauen nicht nur praktisch, sondern auch emotional zu begleiten.

Ich sehe es als meine Aufgabe, Frauen auf diesem intensiven Weg beizustehen, ihre Ängste zu verstehen und ihnen zu helfen, Vertrauen in sich selbst zu gewinnen. Ich möchte ein sicherer Anker für werdende Mütter sein, gerade in den Momenten, in denen sie sich unsicher oder missverstanden fühlen.

Ein Blick in die Zukunft

Mit der Doula-Ausbildung erfülle ich mir einen großen Herzenswunsch. Ich freue mich darauf, Frauen in dieser besonderen Lebensphase beizustehen, sie zu begleiten und zu stärken. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung: Schwangerschaft und Geburt sind nicht nur körperliche Prozesse – sie verändern uns auf einer tiefen, emotionalen Ebene.

Ich bin bereit, mein Wissen, meine Erfahrungen und mein Herz in diese Arbeit zu stecken – für alle Frauen/Familien, die auf ihrer eigenen Reise Unterstützung, Verständnis und ein offenes Ohr brauchen.

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